Franek Haschke – Am Ende des Reifeprozesses

Bericht: Leichtathletik.de – Christian Fuchs - Bilder: Kiefner

Wenn sich im nächsten Jahr vor seiner Haustüre in Berlin die besten Athleten der Welt tummeln, wird Franek Haschke wahrscheinlich nur einer von vielen WM-Zuschauern sein. Der Mittelstreckler von den Hauptstadtläufern der LG Nord hat dann, so ist der Plan, bereits sein Praktisches Jahr als Mediziner in Angriff genommen. Der Leistungssport soll nur noch die zweite Geige spielen. Voraussichtlich.

Franek Haschke - DM in UlmVoraussichtlich deshalb, weil sich der 28-Jährige als „manchmal sprunghaft“ beschreibt. Voraussichtlich auch, weil Franek Haschke verspricht, dem Laufen und seiner Trainingsgruppe bei der LG Nord treu zu bleiben. Und das, auch wenn er läuferisch kleinere Brötchen backen muss: „Es ist eine homogene Truppe, es macht mir noch zuviel Spaß dort.“

Ohne einen Rücktritt in den Raum zu stellen, macht der frühere U20-Europameister keinen Hehl daraus, dass er sich nicht mehr vorstellen kann, noch einmal die Herausforderung einer WM-Qualifikation anzunehmen. „Es ist inzwischen schwierig mit der Motivation.“ Er ergänzt: „Mit der Motivation für Wettkämpfe.“

Franek Haschke kann es auch gut erklären, warum das bei ihm so ist. Schon lange sei er dabei, im Leistungssport. Irgendwann sei man müde. Dann wolle man im Training „nicht mehr so lange Sachen“ machen. Er sagt: „Dadurch verschieben sich Grenzen.“

Medizinstudium ohne Komplikationen

Solche Übergänge sind fließend. Bei Franek Haschke kommt hinzu, dass er sich rechtzeitig von den ganz großen Träumen verabschiedet hat. „Mit 19 Jahren hatte ich noch Flausen im Kopf. Da wollte ich Olympiasieger werden, bin dann aber irgendwann auf dem Boden der Tatsachen gelandet.“

So war er gut beraten, dass er sich für ein Medizinstudium entschlossen hat, bei dem er „nie Schwierigkeiten“ hatte und das er in der Regelstudienzeit abschließen wird. Jetzt sieht sich Franek Haschke mehr auf dem Weg in die Orthopädie oder die Unfallchirurgie als auf der Laufbahn und hat als früherer Sportsoldat auch einen unmissverständlichen Rat an junge Profisportler: „Die außersportliche Karriere muss man trotzdem vorantreiben.“ Sein Motto: „Kümmer’ dich um die Zukunft!“

Unerfüllter Olympia-Traum

Sportlich erlebte Franek Haschke, der vor sechs Jahren seine 1.500-Meter-Bestzeit von 3:36,99 Minuten gelaufen ist und bei der Europameisterschaft in München dabei war, die vielleicht prägendste Zeit bei der LG Asics Pirna. Gemeinsam mit Wolfram Müller und René Herms wollte er sich den Weg zu den Olympischen Spielen 2004 in Athen (Griechenland) bahnen. Doch der Traum von Olympia blieb unerfüllt – ebenso wie in diesem Sommer.

Trotzdem gewinnt der Mittelstreckler der gemeinsamen Zeit des ambitionierten Trios in Pirna, das unter Klaus Müller mit großen Kilometer-Umfängen trainierte, im nachhinein Positives ab: „Es hat mir viel gebracht. Allein schon von der Maßgabe, mich durch bestimmte Dinge zu beißen. Sportlich habe ich gesehen, was ein Körper toleriert.“

Seine Reifentwicklung machte der dreimalige Deutsche Freiluft-Meister über 1.500 Meter aber in den letzten Jahren an der Spree durch. „Früher fiel es mir sehr schwer, im Training Niederlagen einzustecken“, gibt Franek Haschke zu, „jetzt habe ich, was das Konkurrenzdenken betrifft, mehr Gelassenheit.“

Führerschaft abgegeben

So kann er auch seinen Mitstreitern der LG Nord mit Rat und Tat zur Seite stehen. Falko Zauber oder Alexander Hudak zum Beispiel, denen er als taktisch abwartender Läufertyp schon mal sagt: „Leute, bleibt doch ruhig.“

Oder Olympiastarter Carsten Schlangen eben, der nun das Kommando bei der LG Nord übernommen hat und der ausgewiesene Vorläufer ist. „Ich habe Carsten geholfen. Er hatte eine gute Orientierung und hat Tipps bekommen“, meint Franek Haschke, der verspricht: „Ich werde ihn weiter unterstützen, aber er muss jetzt die Verantwortung übernehmen.“

So ist es auch keine Frage, dass er Carsten Schlangen für die WM in Berlin die Daumen drückt. Denn eines möchte Franek Haschke auf jeden Fall, auch wenn er selbst, voraussichtlich wohlgemerkt, nicht mehr auf der blauen Bahn des Olympiastadions stehen wird: „Ich gehe schwer davon aus, dass ich hingehen und Carsten anfeuern werde.“ Es ist keine Frage: „Sehen will ich das schon!“ Nicht nur voraussichtlich, sondern eher ganz bestimmt.

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